In der Bewertung der tatsächlichen Größe von Scientology bzw. der Anzahl ihrer aktiven Mitglieder, schwirren eine Unmenge an Zahlen durch den Raum – hauptsächlich von der Scientology-Propaganda lanciert. Da heißt es dann, dass über 10.000 Organisationen und Gruppen weltweit die Expansion der Psychosekte vorantreiben – u.a. Way to Happiness, Drogenprävention, Antipsychiatrie- und Menschenrechtsgruppierungen. Über 8 Millionen Mitglieder reklamiert dabei die Psychosekte für sich.
Ignoriert man einmal das ganze Werbegetöse – sprich: lässt man den Rauch abziehen -, bemerkt man sehr rasch, dass das Feuerchen ein sehr kleines ist. Die verschiedenen Gruppierungen gibt es zwar tatsächlich – aber nur auf dem Papier und von einzelnen Scientologen „am Leben erhalten“. Zumeist an einer Privatadresse angesiedelt, sind sie nichts mehr als Karteileichen, die zu einer imposanten Aussage herhalten und fallweise „aktiviert“ werden. Bei weitem interessanter sind aber andere Zahlen.
Da wären einmal die sogenannten Organisationen („Kirchen“ bzw. Class V-Organisations), wie sie z.B. in Berlin, Hamburg und bald in Basel stehen bzw. sichtbar sind. In den letzten Jahren wurden einige von ihnen zu sogenannten „Idealen Organisationen“ umgewandelt, was so viel bedeutet, als dass sie in teilweise imposante Gebäude umsiedelten (London, Rom usw.). Andere zogen aber auch aus Innenstadtlagen in periphere Industriezonen (Zürich, Stuttgart oder Wien) oder fristen ein kaum wahrnehmbares Dasein.
Aber nehmen wir einmal die absolute Zahlen her und da ergibt sich folgendes Bild, das der ehemalige Geheimdienstchef von Scientology, Mike Rinder, nachzeichnete: Bis 1976 gab es 57 dieser Organisationen weltweit, bis 1992 kamen weitere 88 dazu – die Quellen waren jeweils Scientologypublikationen. Zwischen 1992 und 2015 wurden dann exakt 3 – in Worten: drei – weitere Standorte eröffnet!
Die zweite Kennziffer betrifft die Anzahl der sogenannten „Missionen“, das sind kleinere Scientology-Organisation, deren Lieferumfang begrenzt ist und die in erster Linie den „Kirchen“ zuarbeiten – sprich: sie mit „Frischfleisch“ versorgen.
1993 sprach Scientology von 236 dieser „Missionen“, heute gibt es gemäß derer internen Aufstellungen 321 (Stand November 2014). Davon befinden sich 44 in Russland, 22 in der Ukraine, 17 in Ungarn, 16 in anderen ehemaligen Ostblockländern, 17 in Taiwan, 4 in Afrika und wahrscheinlich noch einige mehr im Rest der Welt. Dies bedeutet, dass zwischen 1993 und 2015 zumindest 35 „Missionen“ in ihren Stammländern verschwunden sind – wahrscheinlich sind es mehr, denn es gab 1993 auch keine Scientology-Aktivität in Cuba oder Honduras!
Wobei man eines noch dazusagen muss: Bei den aktuellen „Missionen“ ist zumindest bei 50% wenig bis gar keine Aktivität gegeben – mehr dazu im nächsten Blog, der sich mit deren Situation auseinandersetzt
Als dritter Eckpunkt dienten Rinder die jeweiligen Veranstaltungshallen, in denen die Jubelevents in den Zentren von Scientology abgehalten werden. Einerseits ist das der Großraum Los Angeles und andererseits Clearwater in Florida. In beiden Bereichen leben tausende Scientologen und trotzdem schafft es Scientology lediglich, die beiden Hallen – das Shrine Auditorium in Los Angeles und die Ruth Eckerd Hall in Clearwater – mit durchschnittlich 3.000 bzw. 2.300 Besuchern zu füllen. Und das bei Veranstaltungen, die für jeden Scientologen ein Pflichtprogramm sind.
Langer Rede, kurzer Sinn: Trotz der vielen Ablenkungsmanöver ist Scientology in stetem Sinkflug begriffen. Rinder legt die Mitgliedschaft bei der IAS (International Association of Scientologists) zugrunde, bei der jeder Scientologe eigentlich verpflichtend Mitglied sein muss und kommet so auf rd. 40.000 Scientologen. Nachdem ich weiß, dass sich viele Scientologen aus Geldgründen darum herumschummeln, gehe ich von unter 100.000 Personen aus, die weltweit diesem „Glaubengebilde“ anhängen.
Dazu noch ein schönes Schaubild …
Fotos: M. Rinder (3)