Quantcast
Channel: Blog gegen Scientology » Wilfried Handl
Viewing all articles
Browse latest Browse all 530

Operation Basel (28): Religionsanerkennung durch die Hintertür, eine Anzeige wegen Mordversuch und …

$
0
0

06 19062015 Stettler

Rund um die „Ideale Org“ von Scientology spitzt sich die Lage zu und der Schweizer Geheimdienstchef von Scientology, Jürg Stettler (Foto), sieht das gar nicht gerne. Auslöser war ein Bescheid des Amtes für Arbeit und Wirtschaft (AWA). Es ging um die Arbeitszeiten und die Einschätzung des AWAs, dass es sich bei Scientology um eine „religiöse Gemeinschaft im Sinne von Art. 3 lit. a des Arbeitsgesetzes“ handelt. Gedeckt wurde das Ganze vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO).

Was gar nicht so spektakulär aussah, entwickelte mittlerweile eine Eigendynamik, die Politiker aller großen Parteien veranlasst hat, gegen diese „Religionsanerkennung durch die Hintertür“ vorzugehen. Zur Erinnerung: Im besagten Artikel 3 des Arbeitsgesetzes wird festgelegt, dass er „auf Personen geistlichen Standes, andere Personen, die im Dienste von Kirchen stehen und Angehörige von Ordens- und Mutterhäusern oder anderer religiöser Gemeinschaften“ nicht anwendbar ist. Was bedeutet, dass diese rund um die Uhr tätig sein können, wenn sie, wie im Fall von Scientology, von der AWA bzw. SECO als „Neue Religiöse Gemeinschaft“ eingestuft werden.

Und genau das möchte Scientology: Der Basler Bevölkerung sieben Tage die Woche und 24 Stunden pro Tag auf den Pelz rücken!

Hier die aktuelle Ausgabe der Nachrichtensendung 7vor7 von TeleBasel dazu …

Die TagesWoche: „Behörden stufen Scientology als religiöse Gemeinschaft ein. Für den CVP-Großrat Remo Gallacchi ist das ein Skandal. Basel mache sich damit ‚zum Verbündeten einer höchst verwerflichen Sekte‘ – Er sei empört darüber, dass Scientology als religiöse Gemeinschaft anerkannt werde, sagt der Fraktionspräsident der CVP Basel-Stadt, Remo Gallacchi, am Telefon. Es sei ein ‚völlig falsches Signal‘, wenn solche Organisationen auf einer Stufe mit anderen Religionen stehen würden. ‚Wozu führt das? Dass jeder, der einen Apfelbaum anhimmelt, auch als religiös eingestuft wird?‘

Großrat Mechel Rusterholtz (SVP) in der Basler Zeitung (BaZ): „Ich bezweifle stark, dass die Mitarbeiter des AWA und des SECO überhaupt dazu qualifiziert sind, eine Organisation als Religion zu definieren.“

Ein Schweizer Nationalrat, Daniel Stolz (FDP), hakte derweil nach und will vom Bundesrat in Bern wissen, „wer für einen allfälligen Entscheid verantwortlich zeichne. Zudem fragt Stolz, auf welchen wissenschaftlichen Grundlagen solche Entscheide fußen und ob es Richtlinien gebe, die die Entscheidungsfindung regeln.“ – hier der Artikel in der BaZ dazu …

Für die Leser der BaZ steht das Ergebnis schon fest …

06 19062015  BaZ-Ergebnis

Die nächsten Wochen werden also spannend. Wobei der Vorsteher des Präsidialdepartementes in Basel, Guy Morin von den Grünen, eine wenig eindeutige Rolle spielt. Dieser meinte u.a. am 20. Mai 2015 in seiner Beantwortung der Interpellation zu Scientology, dass der „oberste Gerichtshof Großbritanniens am 11. Dezember 2013 entschieden [habe], dass die Church of Scientology als Religion einzustufen sei“ – hier nachzuhören ab Minute 3:57 …

Dabei fiel Morin nicht auf, dass er genauso argumentierte, wie das normalerweise Scientology bzw. deren Geheimdienst OSA macht: Es gibt ein Urteil, zwar in einer völlig anderen Angelegenheit, aber man leitet daraus ab, dass Scientology eine Religion sei.

Was Morin nämlich nicht dazu gesagt hat, dass es bei besagter Supreme-Court-Entscheidung um die Klage zweier Scientologen ging, die nach dem scientologischen „Ritus“ in England getraut werden wollten. Das Gericht entsprach dieser Klage, ließ die Trauzeremonie zu, begründete es usw. – was es nicht tat: Es entschied nicht, ob Scientology in Großbritannien eine anerkannte Religion ist!

Aber das war Morin wohl entgangen – hier das Urteil zum Nachlesen

Der gute Mann irrte auch in einer anderen Beziehung: Morin wies darauf hin, dass Fragen zu Religionen „im Rahmen der Forschungsstelle Recht und Religionen abgeklärt werden“. Diese Einrichtung gibt es wirklich, blöd war nur, dass sie gar nicht wusste, was ihr der Vorsteher des Präsidialdepartementes in Basel zugemutet hatte. Patrik Tschudin schrieb nämlich Prof. Dr. Felix Hafner von besagter Forschungsstelle ein Mail, eine Kopie ging an Prof. Dr. Jürgen Mohn: „Können Sie mir bitte schriftlich erklären, nach welchen Kriterien Sie die Gruppierung namens ‚Scientology‘ bewerteten? Offenbar führten diese Kriterien und die damit durchgeführte Bewertung dazu, dass die Gruppierung den ‚Religionsstatus‘ erhielt.”

Hafner antwortete umgehend, Kopie an Mohn: „Besten Dank für Ihre Nachricht und die damit verbundene Anfrage. Die Forschungsstelle Recht und Religion hat sich zu dieser Fragestellung nicht geäußert. Deshalb kann ich Ihnen auch keine inhaltliche Rückmeldung geben.“

Jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, woher Guy Morin seine Informationen bezog?

06 19062015  Erlemann Basel

Unabhängig davon wacht Thomas Erlemann über das Iselin-Quartier und die dortigen Umtriebe der Psychosekte …

Ein Umstand, der ihm prompt ein weiteres Hausverbot einbrachte …

06 19062015 Hausverbot

Gegenüber 20 Minuten gab man derweil folgendes zu Protokoll: „Laut Scientology-Sprecherin Annette Löffler wurden zwei Anzeigen wegen Sachbeschädigung, fünf wegen Körperverletzung und eine wegen Morddrohungen vorbereitet.“

Man darf gespannt sein, wer da wen ermorden wollte – fühlte sich da vielleicht der Basler Basilisk in seiner Ruhe gestört? 😉

In der Zwischenzeit bittet man im Sekten-Kasten in der Burgfelderstrasse wieder einmal zum schmalbrüstigen Apéro, es geht um das Thema Drogen und da kennt sich Scientology ja bestens aus, war doch deren Gründer, L. Ron Hubbard, ein Drogenkonsument erster Güte – oder habe ich da etwas verwechselt? Hier auf jeden Fall der entsprechende Flyer, der seinen Weg fand …

06 19062015  Drogen-Event

Foto: Anonymous/Why-we-protest, BaZ, Jeanne d’Arc, Thomas Erlemann, Scientology-Publikation


Viewing all articles
Browse latest Browse all 530