Man kann über die Machenschaften von OSA (Office of Special Affairs) schreiben, was man möchte,aber am besten skizzieren die Herrschaften des Geheimdienstes von Scientology ihre „Tätigkeiten“ selbst. Das hat auch den Vorteil, dass sie das eine oder andere dann nicht abstreiten können …
Das vorliegende Papier ist der sogenannte DSA Weekly Report, der einmal pro Woche von jedem DSA (Director of Special Affairs), dem Chef der Abteilung, ausgefüllt werden muss, um danach via „Mailpack“, der wöchentlichen Paketsendung ins europäische Hauptquartier, gesandt zu werden.
Aufschlussreich ist schon, worauf die ersten Fragen abzielen. So wird eingangs gefragt, „ob irgendjemand gePDHt wurde?“ PDH bedeutet Pain, Drugs, Hypnosis und bezieht sich darauf, ob Scientologen in der Psychiatrie gelandet sind. Dass dies durchaus Alltag ist, zeigt der Mailverkehr zwischen einer Mitarbeiterin der Psychosekte und einem Arzt, der Scientologe ist, aus dem Jahr 2012 in Wien.
Der Arzt meldete, dass er „einen Bericht aus einem Krankenhaus (Psychiatrie Graz) bekommen [habe], wo [Name eines Scientologen] ein Monat stationär war.“ Worauf die Scientology-Mitarbeiterin nachfragte, ob „auch [er] noch [sehe], ob andere von uns auch dort sind? Wie z.B. die [Name eines Scientologin]? … Es gibt da ein Gerücht, dass noch wer von uns eingeliefert wurde – aber wir können uns nicht erklären, wer abgeht und wer es ist.“.
Die zweite Frage des Reports lautet: „Wurden irgendwelche Plants in der Org gefunden?“ Mit Plants sind „Einpflanzungen“ gemeint, also eingeschleuste Personen, die Scientology ausspionieren sollen. Danach ging es mit „Deprogrammierung“, Kriminellen, finanziellen Unregelmäßigkeiten, WISE usw. weiter, bevor man zur Presse kam und eventuellen „Enthetaartikeln“.
Scientology bezeichnet alles Gute als Theta und alles aus deren Sicht Negative als Entheta. Im Report wird nun das Medium genauso abgefragt, wie der Journalist, der diesen Artikel verfasst hat. In der Schweiz und in Belgien kann man davon ausgehen, dass für diesen Punkt ausführlich berichtet wird.
Dann geht es um Gläubiger, die klagen wollen, Klagen an sich, Steuerforderungen, bevor die PTS Type Cs angesprochen werden. Damit werden bei Scientology jene Personen bezeichnet, die „bananas“ gehen, also verrückt werden – was ebenfalls häufig vorkommt.
Danach werden Razzien abgefragt, eingefrorene Bankkonten, ob ein Mitarbeiter im Gefängnis gelandet ist, bevor man sich Lizenzen und Trademarks zuwendet. Dann gibt’s noch vier Seiten extra.
Langer Rede, kurzer Sinn: Dieses geleakte Formular gibt wunderschönen Einblick, was dem Geheimdienst der Psychosekte so auf der Seele brennt – hier ist es …
Scientology-Leak: DSA Weekly Report by Wilfried Handl
Foto: Anonymous