Der Prozess in Brüssel ist für Scientology wichtig – sehr wichtig. Dabei geht es nicht nur um die paar „Hansln“, die es in Belgien gibt, sondern es geht um die Hauptstadt der EU, die „Ideale Org“ die extra für deren Parlamentarier eingerichtet wurde und letztendlich um das European Office for Public Affairs & Human Rights – beide angeklagt. Letzteres ist ein reines Lobbyvehikel und wird direkt von der paramilitärischen Sea Org geführt.
Es stünde also einiges auf dem Spiel, wenn Scientology im Worst Case verboten wird.
Dementsprechend überlässt die Psychosekte nichts dem Zufall und kreuzte mit einem Großaufgebot ihres Geheimdienstes auf. Ich würde einmal annehmen, dass um die 15 Personen in und um den Gerichtssaal ihr Unwesen treiben.
An ihrer Spitze stehen Chris Meganck und Eric Roux, der eine OSA-Chef in Belgien und der andere so eine Art „OSA Europa“. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass „Reverend“ Roux einschlägig vorbestraft ist.
Neben Roux sind es unbekannte OSA-Mitarbeiter, wie dieser ältere Herr, der ganz vernarrt in alles ist, was sich vor dem Gerichtsgebäude abspielt …
Im Gericht lernt man aber auch die Kofferträgerin von Eric Roux kennen, die diesen permanent „flankiert“ …
Und dann wären da noch die Anwälte, deren Zahl bei 12 Angeklagten und zwei Scientology-Organisationen sicher bemerkenswert ist. In der Vergangenheit wurde diesen im Vorfeld ein spezielles Scientology-„Programm“ zuteil und ich wüsste keinen Grund, warum es diesmal anders sein sollte. Außerdem kann man davon ausgehen, dass die teuersten ihrer Zunft ausgewählt wurden. Diesbezüglich passt es auch, dass darunter auch der Vorsitzende einer belgischen Rechtsanwaltskammer sein soll.
Den Anwälten wurde im Rahmen des angesprochenen „Programmes“ ein spezielles Briefing verpasst, das üblicherweise in Saint Hill, dem englischen Hauptquartier der Psychosekte, oder gleich in Flag/Clearwater, dem amerikanischen Headquarter, stattfand. Dort wurden sie auf das, was kommen würde, eingeschworen und ihnen der Scientology-Blickpunkt „vermittelt“.
Daneben gab’s natürlich reichlich „Besuchsprogramm“: Die Anwälte wurden herumgeführt, man zeigte ihnen die Protzgebäude und sie lernten bei der Gelegenheit nicht nur den Sektenführer, sondern vielleicht auch Tom Cruise, John Travolta oder andere Hollywood-Scientology-Promis kennen.
Derart „munitioniert“ wurden sie dann gen Brüssel entlassen. Und da sitzen sie nun und man kann nur hoffen, dass das scientologische „Feuerwerk“ keine Spuren hinterlassen hat.
Zur Abrundung noch eines kleine Video aus dem Vorraum des Gerichts …
Fotos: The Guardian, Anonymous Berlin (5)