Am 2. Mai 2015 lud Scientology zum „Kennenlern-Besuch mit Apéro“, einem Buffet, in das Gebäude der Psychosekte. Der Einladende ist deren Geheimdienstchef, Rolf Moll, persönlich (- zu Beginn im Film zu sehen). Auffallend war, dass dieser kaum jemand nachkam, das Apéro schmalbrüstig ausfiel und Bewegungsfreiheit nicht wirklich gegeben war – dafür „Big Brothers and Sisters are watching you!“.
Hier einmal das Video …
Und der Bericht von Any Nonymous dazu: „Wir, das sind mein Begleiter, nennen wir ihn Tom, und ich, gehen auf das Gebäude zu, vor dessen Eingang ein Standschild steht: ‚Tag der offenen Türe – wir laden ein zu Kaffee und Kuchen von 16:00-18:00 Uhr‘. Bereits vor dem Betreten des Gebäudes kann man den Empfang mit dem riesigen achtzackigen Kreuz im Hintergrund, dem Symbol der Scientology-‚Kirche’ erkennen. Wir werden sehr freundlich empfangen, uns wird Kaffee und Kuchen angeboten, allerdings bin ich zu sehr fasziniert von den ganzen Displays und Regalen voller Prospekte. Betritt man normalerweise eine Kirche, so hat das etwas Ruhiges, Andächtiges, doch hier ist die Atmosphäre sehr kühl. Die Scientologen beim Eingang erscheinen sehr geschäftlich, sie tragen eine Art Uniform.
Wir gehen von einem Display zum nächsten. Sie zeigen Werbefilme, auch wenn uns gesagt wurde, es seien Filme, um etwas über Scientology zu lernen. Und nun fällt mir zum ersten Mal auf, dass wir nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen werden. Gehen wir von einem Display zum nächsten, folgt uns auch sogleich ein Mitarbeiter und fragt, ob wir Fragen zu den Einstellungen haben. Außerdem fällt auf, dass außer uns keine anderen Besucher da sind. Die Mitarbeiter vom Empfang wuseln immer mal wieder um uns herum. Einer von ihnen fragt, ob wir gerne eine Führung durch das Gebäude haben möchten. Tom fragt, ob man sich denn frei bewegen dürfe. Der Mitarbeiter sagt ‚Natürlich, Sie dürfen sich sowieso frei bewegen‘. Also gehen wir los. Im Erdgeschoss befinden sich nebst der Empfangshalle einige Büroräume. Doch kaum sind wir aus dem Blickfeld des Empfangs verschwunden, kommt dieser Scientologe wieder um die Ecke und sagt: ‚Es wäre doch einfacher, wenn ich Ihnen eine Führung gebe, dann können Sie Fragen auch direkt von mir beantwortet bekommen‘. Tom verdreht die Augen und mir ist es auch sehr unangenehm, keinen Schritt alleine tun zu können, also sagt Tom: ‚Wir würden einfach gerne alleine etwas erkunden, vielen Dank‘. Der Scientologe verlässt uns – vorerst.
Nun sind wir im ersten Stock, dem ‚Spirituellen Bereich‘. Auch hier gibt es Büroräume, eine riesige Nachbildung von L. Ron Hubbards Büro und eine ‚Bibliothek‘, in der man – anders als bei einer gewöhnlichen Bibliothek – natürlich nur Scientology-Literatur sieht. Außerdem ist es auch keine Bibliothek, in der man einfach mal ein Buch durchblättern oder ausleihen kann, es ist mehr ein Buchladen – alles kostenpflichtig!
Kaum sind wir in diesem ersten Stock angelangt, kommt uns ein junger Scientologe entgegen und fragt: ‚Wollen Sie, dass ich sie herumführe‘. Tom: ‚Nein danke, wir wollen uns nur etwas umsehen, der Scientologe aus dem Erdgeschoss hat es uns erlaubt und gesagt, das gehe in Ordnung‘. Wir gehen nach einigen Fragen an ihn alleine weiter und kommen eben zu dieser Nachbildung des Büros L. Ron Hubbards. Kaum sind wir aus dem Blickfeld des Scientologen verschwunden (Im Video zu sehen, etwa 10 Sekunden später), kommt dieser um die Ecke gerannt und sagt es sei doch besser, wenn er uns herumführt, denn – seine Begründung – wir können direkt Fragen an ihn stellen, wenn wir welche haben (kommt uns diese Begründung nicht bekannt vor?). Außerdem sei es uns doch nicht gestattet, uns frei zu bewegen, wegen der Büroräumlichkeiten im Gebäude. Tom: ‚Aber der Mann unten hat es uns doch erlaubt?‘. Auf diesen Satz ging der Scientologe gar nicht mehr ein.
Wir gingen also, gefolgt von dem Scientologen, ein Stockwerk höher. Dort befinden sich die Räume mit den E-Metern, riesige Tafeln (am Besuchstag natürlich unbeschrieben) auf denen normalerweise irgendwelche Informationen für die „Studenten“ angeschlagen sind, also für die Personen, die die Lehren der Scientology studieren. (Leider konnte ich von diesen Räumen keine Aufnahmen machen, da der Scientologe mein Handy nicht mehr aus den Augen ließ, ihm war zuvor wohl aufgefallen, dass ich Aufnahmen gemacht habe.) Der Scientologe bekommt einen Anruf, angeblich von seiner Frau. Diesen Moment nutzt Tom, um mich in den Fahrstuhl zu ziehen – der Scientologe geht ihm ziemlich auf den Nerv. Wir fahren in das zweite Untergeschoss und als wir den Fahrstuhl verlassen, kommt uns ein Scientologe entgegen, dessen Geschichte mir einfach zeigt, wie sehr Scientology Macht über das Leben eines Menschen haben kann.
Er ist der zuständige Mitarbeiter für das ‚Reinigungsprogramm’. Die Scientologen behaupten, dass man mit Vitaminen, Laufen auf dem Laufband und Schwitzen in der Sauna von atomarem Müll im Körper, Medikamenten-Rückständen, Drogensucht, ja sogar kriminellen Neigungen befreit werden kann. Wir unterhalten uns über eine Stunde mit diesem Scientologen und ich möchte hier einige Ausschnitte aus dieser Unterhaltung erzählen, denn sie zeigen einfach wie traurig die Hirnwäsche der Scientology ist. Der Scientologe erzählt mir ganz zum Schluss des Gespräches, er habe eine 80-Stunden Woche. Ich frage ihn, wie er das denn hinbekommt. Er sagt, indem er Scientologe ist und die Scientology als Grundlage für sein Leben nutzt. Er ist schon seit 1997 bei Scientology. Er arbeitet als Ehrenamtlicher Mitarbeiter 40-Stunden bei Scientology und weitere 40 Stunden als Bodenleger um seinen Unterhalt zu verdienen. Ich frage ihn, warum er das denn macht. Er sagt wörtlich: ‚Scientology ist halt noch im Aufbau, das Geld ist noch nicht vorhanden, aber sobald wir aufgebaut sind, wird sich auch diese Situation für die Ehrenamtlichen Mitarbeiter ändern, solange nimmt er das hin‘. Wie lange wollen sie denn noch im Aufbau seien und Menschen ausbeuten? Ich wollte ihm das am liebsten ins Gesicht sagen, hatte aber Angst, damit meine späteren Aufnahmen zu gefährden.
Drei weitere Scientologen kommen hinzu. Sie wissen nicht, dass Besucher im Keller sind, rufen laut seinen Namen, als würden sie nach einem Hund pfeifen. Kaum sehen sie uns, beginnen sie zu lächeln. Es sind zwei Männer und eine Frau. Sie verlangen ein Formular von ihm, bekommen es und verziehen sich wieder. Auch wir verlassen nun diesen Teil des Gebäudes und begeben uns ins erste Untergeschoss. Die Begegnung mit den drei Scientologen entrüstet mich noch immer. In welchem Ton sie mit diesem Mann gesprochen haben!
Auch hier werden wir sofort von einer Scientologin in Beschlag genommen, sie führt uns zur Cafeteria und in den Saal, in dem die ‚Sonntagsandachten‘ stattfinden. Sie erzählt uns, dass die Organisation plant, in Zukunft mit der Stadt Basel zusammenzuarbeiten wenn es um Drogenprävention und Drogenbekämpfung geht und für Süchtige Ausstiegskurse organisieren möchte. Auch das erschreckt mich sehr, denn Scientology als Sekte könnte einen Einfluss auf die ohnehin schwachen Menschen nehmen.
Nun haben wir das ganze Gebäude gesehen. Wieder im Erdgeschoss bekommen wir Prospekte und DVD´s zum Thema Drogen und Psychopharmaka. Außerdem unterhalte ich mich noch eine Zeitlang mit dem Scientologen am Empfang, der uns zu Beginn erlaubt hatte, uns frei bewegen zu dürfen. Ich frage ihn, wie Scientology denn mit Kritik umgehen würde und er antwortet mir: ‚… wenn jemand mit der Kritik gar nicht aufhören kann, schöpfen wir alle Möglichkeiten aus, die wir haben …‘ – was das bedeutet, kann ich mir selbst denken. Ich frage ihn, ob das mit dem ‚Millionen-Jahre-Vertrag‘ stimmt, eine Scientologin hinter mir lacht, auch der Scientologe selbst lacht. Er antwortet: ‚Ja‘, weiter geht er aber nicht auf die Frage ein.
Inzwischen wird Tom von einer ziemlich nervigen Scientologin ständig bequatscht und sie fasst ihn auch an, was ihm sehr unangenehm ist. Wir beschließen, diesen Besuch zu beenden. Wir verabschieden uns und verziehen uns so schnell wie möglich.“
Foto: Screenshot